So ein Zufall!
In meinem vorigen Blog-Beitrag berichte ich von dem Besuch einer Ausstellung im Museum für Kunst & Gewerbe (MK&G) in Hamburg über Obdachlosigkeit, über Architektur und die Stadt Hamburg.
Nach einer längeren Pause (die Ausstellung war intensiv und hat viel angeregt) mache ich mich auf den Weg Richtung Ausgang und nun stolpere ich fast in den Raum "Sorge um den Bestand - Zehn Strategien über die Architektur". Auch das interessiert mich als architekturpsychologische Beraterin.
Und den Bestand zu retten, wiederherstellen oder zu erhalten, finde ich auch wichtig - in Zeiten von Ressourcen-Knappheit und den Ideen von Weiter- und Wiederverwertung. Ich gehe also hinein und sehe mich um.
Es gibt eine Installation und Zeichnungen, Ideen und Publikationen, die die Ausstellung begleiten und was auch wieder zum Denken anregt. Es geht um Prozesse, Nachhaltigkeit, Recycling, Gedanken zur Stadtentwicklung, Gebäude, Gemeinschaftsorte.
Einige berühren auch die Themen, die wir auch in der Architekturpsychologie immer wieder anmahnen.
Bitte schauen Sie sich den erklärenden Film des Museums an: https://www.mkg-hamburg.de/ausstellungen/sorge-um-den-bestand.
Hier die zehn Strategien über Architektur
1. Es gibt kein Weiter wie bisher. Die Welt ist gebaut. Wir brauchen in der Architektur ein konsequentes Umdenken.
2. Was besteht, altert, ist gezeichnet von seiner Vergangenheit, bedarf der Pflege. Gute Architektur wächst mit dem Altern.
3. Für eine Zukunft des Gebäudebestands brauchen wir eine erweiterte Sichtweise auf seine Rolle im Stadtquartier und als
Ort sozialer Bindung.
4. Wenig Geld und viel Zeit können für eine nachhaltige Entwicklung und den sorgsamen Umgang mit dem Gebäudebestand
die entscheidenden Faktoren sein.
5. Mehr programmatische Hütten als repräsentative Paläste.
6. Algorithmen sind Mittel mächtiger Wirtschaftszweige, gefärbt durch die Ideologie des Kapitalismus. Ideale und Werte zum
Wohnen unterscheiden sich komplett davon.
7. Unseren künftigen Raumbedarf müssen wir auf das Vorhandene verteilen - auch auf die ungeliebte Zwischenstadt.
8. Mehr Mut fürs Ausprobieren, weniger Reden und mehr Tun.
9. Unsere Städte sind die Bergwerke und Rohstoffquellen der Zukunft.
10. Die Endlichkeit der Natur überträgt eine Sorgepflicht für verbaute Rohstoffe.
Bei diesen Strategien geht es um die "Sorge um den Bestand".
Ich möchte es gern um eine elfte Strategie erweitern: 11. "Humanes Bauen für Menschen".
Das berücksichtigt nicht nur den Platz eines Gebäudes und nicht nur die Wahl des Materials, sondern auch alle Bedürfnisse der Menschen, die die Gebäude und Räume bewohnen.
Zur Ganzheitlichkeit gehört die Psychologie immer dazu!
Diese Ausstellung ist noch bis zum 5. März 2023 zu sehen.
Hamburg, 19. Januar 2023
Foto: Erika Mierow